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Foto © ASC

Erster Eindruck bei der Ankunft im Hafen des Augsburger Segelclubs am Ammersee: Da ist ja überhaupt nichts los.

Die beiden Stege beinahe leergeräumt, nur ein paar vereinzelte Boote hängen in den Boxen. Wir parken auf einer kleinen Wiese im Hafenbereich und stellen schon mal den Mast. Dann erscheint unaufgefordert ein Bulldog, schiebt unseren Hänger über einen langen Steg zum Kran und schon sind wir im Wasser. Unser Liegeplatz ist bezeichnet, so ziemlich am anderen Ende des Steges. Also schleppt uns ein Motorboot dorthin. Perfekte Organisation eines erfahrenen Klubs.

Es geht um die Internationale Deutsche Meisterschaft 2019 der H-Boote vom 1. bis 6. Oktober. 55 Boote haben gemeldet, das ist auch für einen erfahrenen Veranstalter eine gewisse Herausforderung. Zumal erst eine Woche zuvor die Deutsche Meisterschaft der O-Jollen stattgefunden hatte. Dennoch wirkt alles sehr entspannt. Wir werden im Büro freundlich begrüßt, die anschließende Segelregistrierung und Bootskontrolle ist Ruck-Zuck erledigt, schon kurz danach geht es bei Südwind und schönem Wetter auf einen Probeschlag.

Der Blick in die Meldeliste zeigt, dass so ziemlich alle „Vorderen“ da sind, nur Lars Bähr vom Tegeler See fehlt. Aber – Überraschung – sein Boot ist da, mit Frank (Matrose) Schönfeldt (ich segle links, links …), ein völliger Neuling in der Klasse. Aber dass er segeln kann, das weiß man.

Unter den 55 Startern kommen 17 vom Ammersee, allein zehn vom Veranstalter ASC, das muss man mal auf Chiemsee übersetzen. Fünf Steuerfrauen sind dabei und einige überraschend junge Mannschaften. Von unserer Flotte Chiemsee-Simssee haben vier Boote die Reise angetreten: Dirk Stadler, SRS, mit Björn Koop und Lars Schmelzer, Fips Ullherr, CYC, mit Bernd von Hoermann und Stefan Freitag, Hansi Haberstock, CYC, samt Sepp Hammerlindl und Andreas Bud-Monheim und schließlich wir, Martin Köhle, CYC, mit Christoph Herrmann und Stefan Roth. Dazu kommen noch drei österreichische Boote und ein finnisches, das der ehemalige Präsident der H-Boot-Klasse, Jyrki Lindström, steuert.

Wir alle werden von Dr. Georg Haindl begrüßt, der sich im Laufe der Serie als ein ausgezeichneter, flexibler Wettfahrtleiter erweisen sollte. Sein Plan: Drei Wettfahrten am Donnerstag, nochmal drei am Freitag und dann zwei am Samstag, damit bleibt der Reserve-Sonntag frei. Und am Ende war es auch so.

Die erste Wettfahrt, bei leichterem Wind und noch ein wenig Sonne, gewinnt Oliver Draude vom Edersee, keiner hätte ihm das (das muss jetzt sein) zugetraut. Matrose Schönfeldt landet auf Platz vier und setzt ein erstes Zeichen. Es geht weiter nach Plan: Wettfahrt zwei gewinnt Thilo Beuster vom Scharmützelsee und Nummer drei geht an Frank Schönfeldt.

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Am Freitag ist es dann kalt und regnerisch, kein rechtes Regattavergnügen. Wind so drei bis vier bft aus West, heftig drehend. Schwierige Bedingungen für den Wettfahrtleiter, der sich aber mit mehreren Bahnänderungen gut aus der Affäre zieht. Jetzt geht der erste Laufsieg an Holger Köhne vom Potsdamer YC, den nächsten holt sich Dirk Stadler, unsere Flottenhoffnung, und dann hat Köhne noch einmal die Nase vorn. Nach sechs Stunden reicht es aber auch, zurück zum Club. Überall hängt nasses Ölzeug, großes Gedränge unter den warmen Duschen, ein übervolles Casino, bei dem das freundliche und schnelle Personal für Aufwärmendes sorgt.

Derweil wehen wohlriechende Düfte aus der großen, maritim geschmückten Bootshalle, in der die H-Boote schon viele legendäre Feste gefeiert haben. Die Ammersee-Flotte hat mit dem ASC zu einem bayerischen Abend eingeladen. Im Eingang mehrere Drehgrills mit erstaunlich großen Spanferkeln, dazu ein Salatbuffet, dann eine Bar, von der ASC-Jugend betreut – alles sieht gut aus und schmeckt auch so. Der Ammersee Flottenhäuptling Christoph Quinger wirft ein um das andere Bild an die Wand mit denen er die Herkunft der skandinavischen H-Boot-Konstruktion mit historischer Logik auf die Wikinger zurückführt, für einfacheren Regattabesuch Ammersee und Starnberger See per Kanal mit dem Chiemsee verbindet und viele anwesende Segler einzeln und liebevoll frozzelt. Sigi Merck legt dann mit Gstanzln noch einen nach – der Saal kommt aus dem Lachen nicht heraus. Feststimmung.

Am Samstag wieder Segeln. Grundwind fünf bis sechs bft, dazu heftige Böen und Starkregen – und damit ist stundenlanger starker Regen gemeint. Saukalt noch dazu. Warum machen wir das eigentlich? Der sehr gleichmäßig gut segelnde Kay Niederfahrnhorst holt sich den ersten Tageslaufsieg, Micki Liebl den zweiten und letzten - beide vom Starnberger See. Kaum sind die Wettfahrten vorbei, lassen Wind und Regen nach und das Auskranen beginnt. Mit Hilfe von zwei Traktoren ist das wieder eine entspannte, weil gut organisierte Sache, man spürt die Veranstaltungsroutine.

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Am Abend dann das Meisterschaftsdinner. Ein von der Gastronomie das Clubs hervorragend gemachtes kaltes Buffet (wohl dem, der so einen guten Wirt und so eine motivierte Mannschaft hat), das Freibier floss, wie auch während der ganzen Veranstaltung, in Mengen, die Stimmung war toll. Bei der Preisverteilung dann die große Überraschung: Ersttäter Frank Schönfeldt gewann mit seiner Mannschaft Felix Krabbe und Sven Taube die IDM, Zweiter wurde Holger Köhne mit Jan Köhne und Sven Ulrich und Dritter auf dem Stockerl wurde der auch hierorts bestens bekannte Kay Niederfahrenhorst mit Max Adami und Bastian Henning. Die Boote unserer Flotte: Gesamtachter wurde Dirk Stadler, Fips Ullherr erreichte Platz 22, Hansi Haberstock 30 und Martin Köhle 33.

Was bleibt: Die H-Boot-Flotte hat mit dem Matrosen Schönfeldt einen neuen Meister, der Ammersee einige junge Mannschaften, darunter erfreulich viele Damen und wir alle die Erinnerung an eine wunderbare Veranstaltung. Feste feiern ist eine besondere Fähigkeit des ASC.

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