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Tina Lutz und Lotta Wiemers holen einen sensationellen neunten Platz bei der Segel-WM (von rechts). Foto Sailing Energy

Tina Lutz vom Chiemsee Yacht Club reist mit einem guten Gefühl aus Australien ab

Geelong – Nach rund sieben Wochen hatte Seglerin Tina Lutz vom Chiemsee Yacht Club wieder heimatlichen Boden unter den Füßen. Nach der Weltmeisterschaft im australischen Geelong und einem vorher durchgeführten Trainingslager in Argentinien konnte die 29-Jährige aber nur kurz entspannen. Seit dem Wochenende befindet sie sich zum Training auf Mallorca. Dort fällt Ende März bei der „Princess Sofia Trophy“ die Entscheidung, ob Tina Lutz mit ihrer Vorschoterin Susann Beucke Deutschland in der 49er-FX-Klasse bei den Olympischen Spielen in Tokio vertreten darf. Nach dem neunten Platz zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Australien haben Lutz/Beucke noch zwölf Punkte Guthaben als Führende in der nationalen Ausscheidung.

Vor der Weltmeisterschaft musste Lutz einen herben Rückschlag hinnehmen. Beim Training in Argentinien brach sich ihre Partnerin Beucke das Bein. Für die Titelkämpfe fand Lutz mit Lotta Wiemers rechtzeitig Ersatz. „Gott sei Dank hat sich Lotta sehr schnell eingefügt, und die Wettfahrten sind besser als erwartet verlaufen. Dass wir die Top-10 erreicht haben, ist sensationell“, freute sich die aus Holzhausen bei Bergen stammende Seglerin. „Wir hatten ja nur zwei Wochen Zeit zu trainieren. Das war alles nicht so einfach. Lotta war zwar körperlich fit, nur segelspezifisch mussten wir sehr behutsam vorgehen. Sie durfte zum Beispiel keine Blasen an den Händen bekommen, das wäre fatal gewesen“, erzählt Lutz. Ein weiteres Problem war, dass die beiden Seglerinnen zu wenig an Körpergewicht für ihr Boot hatten. „Lotta hatte 63 und ich 58 Kilo, unser Boot ist aber auf etwa 130 Kilo ausgerichtet.“ Dank eines speziellen Ernährungs- und Fitnessplans vom schwedischen Biathlontrainer Johannes Lukas gelang es beiden, jeweils drei Kilo zuzunehmen. „Das ist eine ziemlich harte Tour für uns gewesen, zunehmen ist gar nicht so leicht“, meinte Lutz. Das „Übergewicht“ muss sie nun wieder loswerden, weil Stamm-Vorschoterin Beucke das richtige Gewicht für das Boot mitbringt.

Trotz all dieser Schwierigkeiten gelang es Lutz/Wiemers, richtig gut in die Wettkämpfe zu starten. Gleich zum Regatta-Auftakt gingen sie überraschend in Führung. Am Schlusstag vor dem „Medal-Race“ lag das Duo auf dem fünften Platz und kam als Sechstes ins Ziel. Das bedeutete im Gesamtklassement nach Gesamtpunkten den neunten Rang.

Geärgert hat sich die ehrgeizige Sportlerin über ihre persönlichen Fehler zur Halbzeit der Wettkämpfe. „Da hat manches nicht funktioniert, was ich geplant hatte, und wir sind ziemlich zurückgefallen. Natürlich war da auch Druck dabei, wir haben uns dann aber zum Glück wieder gefangen.“ Von den insgesamt sechs angesetzten Wettkampftagen mussten zwei ausfallen, einmal wegen zu starkem und das andere Mal wegen zu wenig Wind. Trotzdem fanden die Seglerinnen gute Verhältnisse bei Geelong vor. „Das war ein gutes Segelrevier mit Flachwasser in einer geschlossenen Bucht“, schildert Tina Lutz die Gegebenheiten. Zum Glück waren auch die Temperaturen trotz Sommers in Australien eher auf einem gemäßigten mitteleuropäischen Niveau.

Nun gilt es für Tina Lutz mit ihrer langjährigen Partnerin Susann Beucke, den „Traum von Olympia“ weiter zu verfolgen. „Der Bruch bei ,Sanni‘ ist gut verheilt und sie wird langsam wieder ins Training einsteigen. Wir müssen das aber behutsam angehen, um in sechs Wochen den entscheidenden Wettkampf für uns erfolgreich zu gestalten“, blickt Lutz voraus. shu

Quelle: OVB / Chiemgauzeitung, 24.2.2020