H-Boote

H-Boot segeln ist schön, spannend und macht Spaß

Die Saison 2015 begann für die H-Boot Segler vom Chiemsee und vom Simssee mit der Vorbereitung für die IDM. Da sie auf unserem Hausrevier ausgetragen wurde, war es unser Ziel, möglichst viele Schiffe der eigenen Flotte an den Start zu bringen. Um unsere Mannschaften fit zu bekommen, haben wir einen Regelkundeabend mit Uli Finckh und ein Training mit Dirk Stadler organisiert. Beide Veranstaltungen wurden auch gut angenommen.

Die erste große Regatta im Süden Deutschlands ist der Bodensee Pokal, der vor Überlingen ausgesegelt wird. Dank des hohen Ranglistenfaktors von 1,4 kann man dort mit einem schönen Teilnehmerfeld rechnen. Das gilt für die Anzahl der Starter und für die seglerische Qualität. Neben den stärksten deutschen treten auch die Top-Mannschaften aus der Schweiz an. Besonders schön war heuer, dass sich auch Peter Krause vom CYC mit auf den Weg gemacht hat und dort gemeinsam mit seinem Bruder und dessen jungen Kindern Cosima und Pablo den Altersdurchschnitt des Teilnehmerfeldes deutlich senkte. Bei frischem Wetter und berüchtigten Bodensee-Winden wurden an zweieinhalb Tagen 5 Wettfahrten ausgesegelt. Für Dirk Stadler vom Simssee war es mit einem ersten Platz in der Gesamtwertung und 5 mal 140 Punkten für die Rangliste ein perfekter Start.

Bevor es am Chiemsee richtig los ging sind Dirk Stadler und Martin Köhle mit ihren Mannschaften zur Österreichischen Staatsmeisterschaft beim Segelclub Ebensee gereist. Der Traunsee bietet, wenn es gut läuft, einen schönen Thermikwind und Segeln vor traumhafter Kulisse. Und wenn man Ebensee etwas kennt, gibt es auch ein paar nette Kneipen für schöne Partys. Leider war das Wetter wieder einmal eher schlecht. Dennoch hat die Wettfahrtleitung es geschafft, alle acht Wettfahrten durchzuziehen. Dabei gelangen Dirk Stadler und Martin Köhle jeweils Tagessiege und am Ende die Platzierungen 4 für Dirk und 6 für Martin.

Dann war es Zeit für den Dreier-Pack am Chiemsee, bestehend aus König-Ludwig-Pokal (SCBC, Breitbrunn), Fraueninsler H-Boot Trophy (WVF, Fraueninsel) und Harrasser Kanne (CYC, Prien). Es begann Ende Mai in Breitbrunn. Dank verstärkter Werbeaktivitäten konnten wir ein schönes Meldeergebnis von knapp 20 Booten erreichen. Am Start waren neben den Chiemseer Teilnehmern Boote von Simssee, Tegernsee, Starnberger See, Ammersee, Brombachsee und ein Teilnehmer aus Österreich. Am Samstag konnten wir bei schwachen und drehenden Winden drei Wettfahrten segeln. Sonntags war dann auf dem ganzen See kein Lüftchen zu finden und so blieb es beim Ergebnis vom Vortag. Die Gastfreundschaft des SCBC, der die Traditionsregatta seit letztem Jahr wieder austrägt, war hervorragend und so konnten wir vor und während der Regatta eine schöne entspannte Zeit in Breitbrunn verbringen.

Für die Regatta auf der Fraueninsel konnten wir leider nicht so viele Segelfreunde begeistern wie für die anderen beiden Chiemsee-Regatten. Bei einigen Interessierten gab es Unsicherheiten bezüglich An- und Abreise und wegen der Kranerei sowie wegen der Übernachtungsmöglichkeiten. Erschwerend kommt hinzu, dass es die Regatta zwar seit zwei Jahren gibt, bisher aber wegen Hochwasser (2013) und mangels Wind (2014) keine einzige Wettfahrt gesegelt werden konnte. Eine Regatta auf der Fraueninsel ist in verschiedener Hinsicht etwas ganz Besonderes. Das gilt für die einmalige Atmosphäre, die auf diesem zauberhaften Flecken Erde herrscht und die sich noch deutlich verbessert, wenn die Heerscharen von Touristen abends weg sind. Bewundernswert sind auch die Stellplätze für die Wohnmobilnutzer und Camper. Sie haben wohl einen der einmaligsten Stellplätze, die es überhaupt gibt, und werden regelmäßig von den Tagesgästen bestaunt. Und dann wäre da natürlich noch der Fisch, frisch vom Inselfischer gefangen und gebraten.

Am Start waren dank unserer Gäste von Simssee, Starnberger See, Ammersee, Brombachsee und diesmal einer Crew vom Bodensee genau die für eine Ranglisten-Regatta notwendigen 10 Boote. Das Wetter war bestens, der Wind war leider wieder einmal schwach und löchrig und so konnten nur zwei Wettfahrten gesegelt werden. Dirk Stadler hielt sich dezent zurück und fuhr auf gewagten Wegen von Windloch zu Windloch. Dadurch gab es im vorderen Feld recht enge Platzierungskämpfe. Philipp Ullherr hatte am Ende das notwendige Windglück und die Nase knapp vor Peter Zauner und Sven Holzer.

Eine Woche später fand dann mit der Harrasser Kanne im CYC die „Generalprobe" zur IDM statt. Die Bedingungen waren ideal: Sonnenschein und Wind. Was will das Seglerherz mehr. Wir hatten dieses Mal noch Verstärkung von Wannsee und Scharmützelsee bekommen. Es war erneut eine gelungene Veranstaltung des CYC und seines Gastronomie-Teams um Hans Blösl. Den souveränen Sieg holte sich Peter Zauner. Erwähnenswert finde ich, dass Peter Krause mit Familienmannschaft, Johann Haberstock und Margarita Graf an allen drei Serien teilgenommen haben, um die Qualifikation für die IDM der H-Boote zu schaffen. Leider hat das bei Margarita Graf in ihrer ersten H-Boot-Saison noch nicht ganz geklappt. Ich hoffe, das tut ihrem Spaß am Regattasegeln und dem Engagement keinen Abbruch.

Auch wenn es dafür keine eigene Wertung gibt, konnte damit der Chiemsee-Dreier-Pack heuer wieder einmal erfolgreich ausgetragen werden. Die Regatten liegen auch für auswärtige Segler ideal nach der Österreichischen Staatsmeisterschaft. Schön war, dass wir Segler von insgesamt neun anderen Seen gewinnen konnten, unter denen auch einige jüngere Mannschaften waren. Wir werden weiter Werbung dafür machen, dass die Chiemsee-Segler aktiver am Regattageschehen teilnehmen und unsere auswärtigen Freunde möglichst zahlreich an unser schönes Revier kommen.

Für die ganz Harten ging es dann Mitte Juli in den Süden zum Gardasee nach Malcesine, wo der Alpenpokal und die Weltmeisterschaft quasi am Stück stattfanden. Diejenigen, die sich das vorgenommen haben, hatten ein Programm mit 18 Wettfahrten vor sich. Vom Chiemsee hat das nur Martin Köhle gewagt, klar als ausgeruhter Rentner. Außerdem waren noch Hans Reile, Stefan Köppl und natürlich Dirk Stadler vom Simssee mit von der Partie. Insgesamt waren 44 Crews angetreten, ein tolles Feld, denn der Alpenpokal galt vielen als Generalprobe für die Weltmeisterschaft.

Der Nordwind ist ja am Gardasee gerne etwas ungestüm, fiel aber wegen der hohen Temperaturen bis 40 Grad C praktisch aus. So entschied die Wettfahrtleitung, sämtliche Wettfahrten beim deutlich schwächeren Südwind segeln zu lassen. Der Wind war allerdings tricky. Und weil es dann auf dem langen Weg nach Luv auch noch überraschend häufig – unsichtbare – Windlöcher gab, hat es im Feld auch ganz schön gewürfelt. Allein Andreas Kunze vom MYC, der in der letzten Saison vom FD ins H-Boot umgestiegen ist, hat da souverän den Überblick behalten und siegte mit acht Punkten Vorsprung vor Andreas Buchert vom Bodensee, einem weiteren Neueinsteiger. Dirk Stadler wurde Siebter, was für unser Einen richtig gut wäre, nicht aber für Dirk, der am Gardasee ja schon sechs Mal gewonnen hat. Martin Köhle landete mit dem 20. Platz am Ende der ersten Hälfte. Immerhin war da Robert Huber aus Tutzing, der bei der Weltmeisterschaft 10. wurde, mit dem 22. Platz hinter Martin Köhle.

Dann kam die Weltmeisterschaft - ein ganz besonderes Highlight. Das Ambiente war wie immer überragend. Es war extrem warm und schwül, so dass wir ununterbrochen beim Trinken waren. Bei diesen Mengen haben wir sogar freiwillig Wasser getrunken, aber immer gut gekühlt. 70 Crews hatten zur Weltmeisterschaft gemeldet. Die Favoriten kamen aus Dänemark und im Vorfeld wurde schon gemunkelt, dass es am Ende keinen Deutschen unter den ersten 10 geben werde.

Mit 70 H-Booten zu starten ist ein beeindruckendes, durchaus spannendes Erlebnis. Im Internet sind unter www.hboatworlds2015.com sehr schöne Bilder zu finden. Die zeigen auch, dass es am Start sehr eng herging und manchmal in drei Reihen gestartet wurde. Am Ende waren aber wieder mal die alten Bekannten vorn. Weltmeister wurde der Däne Claus Hoj-Jensen nun schon zum dritten Mal in Folge. Besonders gefreut hat sich Dirk Stadler, der sich nach einem durchwachsenen ersten Tag steigerte und einen verdienten Vizeweltmeistertitel ersegelte. Glückwunsch dazu von allen Mitgliedern der Flotte Chiemsee-Simssee. Entgegen den Mutmaßungen vor den Wettfahrten waren die Dänen zwar stark, das deutsche Teilnehmerfeld hatte aber dann doch fünf Mannschaften unter den ersten 10. Die Weltmeisterschaft der H-Boote hat alles in allem gehalten, was wir uns davon versprochen haben. Es waren tolle Tage, die wir nicht missen möchten.

(Im zeitlichen Ablauf wäre jetzt eigentlich die Deutsche Meisterschaft dran, darüber gibt es einen eigenen Bericht.)

Für den Freitag vor dem 111 Auer Zwickl Cup am Simssee hatte Dirk Stadler seine Freunde ins Clubhaus des SRS zu seiner (60er) Geburtstagsparty eingeladen. Neben seinen zahlreichen Segelkameraden waren viele Arbeitskollegen, Familienmitglieder und Freunde gekommen. Ein großes Fest also. Es wurden einige Leckereien aufgetischt, die jede Diät-Absicht im Keime erstickten: Matjes von der Fraueninsel, Salate, Spanferkel und ein Auswahl an Desserts. Für Getränke war natürlich reichlich gesorgt und zu späterer Stunde hat Familie Reile dann noch die auf der Terrasse aufgestellte Bar eröffnet. Natürlich wurden auch einige Laudationes gehalten, die ein bisschen Aufschluss über Dirks Jugend und seinen Berufsweg gaben. Es war eine sehr schöne Feier, die noch lange in den Morgen hineinging. Das hat man Einigen am nächsten Vormittag noch deutlich ansehen können.

Womit wir dann bei der eigentlichen Veranstaltung des Wochenendes, dem 111er Auer Zwickl Cup des SRS wären. Eine Woche nach der IDM fanden auch einige auswärtige, darunter auch zwei österreichische Mannschaften den Weg an den Simssee, wodurch die Regatta wieder international wurde. Da am Samstag bestes Wetter aber Flaute herrschte, nutzten die meisten Teilnehmer den Tag, um sich von den Strapazen des Vorabends zu erholen und sich dann für die nächste Party, die meist schon samstagnachmittags mit der feierlichen Öffnung der Freibier-Kühlschränke beginnt, vorzubereiten.

Dann kamen die Wettfahrten, wo es kurios weiter ging. Nach der ersten Runde hatte sich ein Feld von sechs bis sieben Booten abgesetzt, darunter auch die einheimischen Cracks. Umso verwunderlicher, dass bis auf einen aus dieser Gruppe alle die vormalige Startlinien-Tonne als Leefass gerundet haben. Einige erkannten ihren Fehler und setzten, nachdem sie vermeintlich schon auf der Kreuz zum nächsten Luvfass waren, wieder den Spinnacker. Fünf kehrten dagegen nicht um und erhielten am Ende ein DNF als Wertung. Der Wind war schwierig, aber im Vergleich zu den Vorjahren war es eine deutliche Verbesserung. Wie schwierig die Verhältnisse waren verrät auch ein Blick in die Ergebnisliste. Nicht weil Stefan Freitag vorne steht, der am konstantesten gesegelt ist und die Serie verdient gewonnen hat, sondern weil es bei den Ergebnissen ansonsten ganz gut gewürfelt hat. Immerhin haben wir vier Wettfahrten geschafft und jeder konnte wohlverdient sein in diesem Jahr gras-grünes Poloshirt mitnehmen.

Für viele ist die Regatta am Simssee ja so etwas wie das bayerische Absegeln. Nicht jedoch für drei bayerische Crews, die es im Herbst noch einmal in den Norden an die Schlei zog. Dort trug der Arnisser Segelclub in Kappeln die Norddeutsche Meisterschaft aus. Starke Besetzung: Am Start waren zwei Weltmeister, der Vizeweltmeister, mehrfache Deutsche Meister etc. Der Wind war wieder einmal schwierig (vgl. oben). Manchmal ging es links rum, manchmal rechts, Windlöcher tauchten quasi aus dem Nichts auf und so weiter. Aber obwohl die Windprognosen insgesamt nicht gut waren konnten wir am Samstag vier Wettfahrten segeln und waren schon um 16.00 Uhr wieder zurück im Hafen bei den Fischbrötchen. Gewonnen hat der Weltmeister von 2012 Morten Nielsen aus Dänemark. Für unser Flottenmitglied vom Simssee, Dirk Stadler, hatte die Regatta auch noch ein besonders erfreuliches Ergebnis, denn er konnte als Zweiter den amtierenden Weltmeister Claus Hoj-Jensen schlagen. Eine schöne kleine Revanche für den Gardasee.

Zum Schluss noch ein paar Dinge, die mehr die Klasse und unsere Flotte am Chiemsee betreffen und die ich besonders erwähnen möchte. Die Langstrecken-Segelei fand ungewöhnlich wenig Zuspruch. Zwar wurden Thomas vom Berge mit Frau bei der Chiemsee-Meisterschaft in der Gruppe Einheitsklassen Zweite, ein ausgezeichnetes Ergebnis, aber es waren doch nur wenige H-Boot am Start. Über Alles kann schon einmal der Eindruck entstehen, dass die H-Boot Segler immer älter werden und junge Segler nicht nachkommen, besonders im Regattasport. Der Eindruck mag für den Chiemsee richtig sein, aber es gibt an den anderen Seen in den letzten drei Jahren einige Umsteiger. Und das sind ausnahmslos jüngere Segler, oft aus sportlichen Jollenklassen. Die Erfahrung zeigt, dass es sich dabei häufig um richtig gute Segler, manchmal sogar um richtige Top-Segler handelt. Da sind eine ganze Menge ehemaliger Kader-Segler oder sogar Olympiateilnehmer dabei. Das adelt unsere doch schon die in die Tage gekommene Klasse. Denn solche Segler kommen nur in unsere H-Boot-Klasse, weil dort guter Regattasport mit der richtigen Portion Entspanntheit und Spaß verbunden wird. Oder kurz: Das H-Boot bietet nach wie vor Regattasport auf sehr hohem Niveau und bleibt dank der Klassenregeln finanziell auch für Amateure erschwinglich. Welche andere Klasse kann das bieten?

Mast- und Schotbruch

Fips Ullherr, Reviervertreter