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Die Mannschaft der "Stella Maris", einer ClubSwan 50, berichtet über ihre erfolgreiche Teilnahme an der Centomiglia 2023. Auch Poldo Fricke war als Gast mit dabei.

Kurz vor dem nächsten Tour Stop der Club Swan 50 Serie in Mahon / Balearen, hat das Stella Maris Team noch das Boot getauscht um sich der Herausforderung der Centomiglia zu stellen. Nico Delle Karth am Steuer und Udo Moser, verantwortlich für den Trimm, sowie Martin Neidhardt und August Schram und der wiederkehrende Gast und Haus- und Hofingenieur Leopold Fricke für alles Restliche und Taktik und Strategie bildeten die Mannschaft.

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Die besondere Herausforderung bei dieser wunderschönen Regatta ist die große Vielfalt an Bedingungen, denen die Teilnehmer ausgesetzt sind. Das Rennen startet in Bogliaco bei mäßigen Bedingungen und führt nach Norden, wo der legendäre Pelèr mit 20 Knoten und mehr weht, und nach Süden, wo es oft fast windstill ist.

Das richtige Boot für all diese Bedingungen zu finden (oder zu bauen) wurde im Laufe der Jahrzehnte in vielen Kampagnen aufgegriffen und erweist sich bis heute als eine Sportart für sich.

Die Wahl des „Stella Maris“ Teams fällt auf den stark modifizierten Quant 30 DK Lake Racer „Cold Duck“. Das 10-Meter-Boot ist mit DSS-Foils ausgestattet. Diese erzeugen ein so hohes Aufrichtungsmoment, dass, um Gewicht zu sparen, die Kielbombe entfernt werden konnte. Darüber hinaus verfügt es über Trapeze für vier Besatzungsmitglieder. Diese stehen dann auf den Kanten eines 5,80 Meter langen Carbonauslegers, der so in die Struktur des Bootes integriert ist, dass er auch hohe Lasten aufnehmen kann.

Auch die Auswahl und Entwicklung der richtigen Segel für die verschiedenen Bedingungen ist entscheidend und oft ein schmerzhafter und zeitaufwändiger Prozess. Nach den mittlerweile sechs Jahren, in denen Nico Delle-Karth und Leopold Fricke viel Gehirnschmalz und handwerkliches Geschick eingebracht hatten, und der beträchtlichen Hilfe von anderen erfahrenen Seglern und Bootsbauern, ist „Cold Duck“ nun gut gerüstet, es mit den mächtigen Liberas am Gardasee aufzunehmen. Leopold hatte bereits Segelerfahrung mit diesem Boot, hat er doch damit das Blaue Band des Chiemsees, ausgerichtet vom CYC, im Jahr 2022 gewonnen.

So kommen wir in Bogliaco an und stellen fest: die Ära der Liberas scheint vorbei zu sein, denn dieses Jahr ist hier keine einzige angetreten. Auch das Format des Rennens hat sich deutlich verändert. Anstelle nur einer langen Regatta (die 100 Seemeilen, wie der Titel vermuten lässt, wurden schon seit Jahren nicht mehr gesegelt) besteht die Centomiglia nun aus zwei 30-Meilen-Regatten. Einer also am Samstag im Süden und einer im Norden am Sonntag. Vermutlich ist es die Idee, den morgendlichen Pèler, den Nordwind, zu nutzen, um bessere Bedingungen im Süden zu haben und die Rennen für die Crews attraktiver zu machen.

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Also geht es am Samstag ziemlich zeitig, nach einer kurzen Amwind-Etappe (einschließlich der Suche nach der Bahnmarke) mit mäßigen 10 bis 12 Knoten Wind und nicht dem besten Start unserer Karriere, Richtung Süden. Nach einem kurzen Stopp, um ein verlorenes Besatzungsmitglied aufzusammeln (der Trapezhaken fehlt natürlich immer dann, wenn man es am wenigsten brauchen kann), kann „Cold Duck“ mit einer Geschwindigkeit von 14 bis 17 Knoten und einer beeindruckenden Höhe einiges an Abstand zur Flotte gewinnen.

Aber unser Hauptkonkurrent, der foilende „Monofoil Gonet“ von Eric Monnin und Ute Wagner, ist weit voraus und nur noch als winziger Fleck vor uns sichtbar...

Der andere Hauptkonkurrent, der – im Gegensatz zu uns – vollständig foilende Quant QFX von Thomas Jundt, musste unmittelbar nach dem Start das Großsegel bergen, um ein Problem zu beheben, und liegt weit zurück.

Wir versuchen einen Kurs von Osten zur Wendemarke bei Desenzano, müssen aber mehrmals bis zur Mitte des Sees zurückhalsen. Irgendwie läuft der östliche Kurs zur Marke nicht so gut wie bei früheren Rennen, und tatsächlich: Sobald wir wieder Richtung Norden fahren, fliegt das gesamte Feld entlang der Westküste auf uns zu, hier, wo normalerweise die Buchten von Salo und Manerba jeden Wind, der vom See herabweht, aufsaugen. Also nehmen wir das Westufer.

Eric Monnin vertraute mehr auf seine Erfahrung (oder er hatte die falschen Berater) und parkte seinen Monofoil Gonet im Osten direkt vor der Baia delle Sirene. Das ist unsere Chance. Zwischen Maderno und der Ziellinie in Bogliaco befindet sich am Westufer ein auffälliges gelbes Haus. Nach Aussage unserer brillanten Gastcrew, dem Entwickler der „Cold Duck“-Modifikationen Leopold Fricke, könnten wir dort die beginnende Ora, den Nachmittagswind aus dem Süden am Gardasee, einfangen. Wir müssen es nur mit den Überresten des sterbenden Pelèr dorthin schaffen ...

Mittlerweile setzt Thomas Jundt auf dem Quant QFX ein Vorsegel, wodurch er bei den jetzt sehr leichten Bedingungen höher und schneller als wir segelt und plötzlich wieder im Spiel ist und schnell hinter uns aufholt.

Doch das gelbe Haus (heute von uns als „Hotel della partenza del‘ Ora“ getauft) ist erreicht und damit erlangt Leopolds Weisheit Legendenstatus: Die Ora taucht auf und bringt uns als Erste über die Ziellinie.

Sonntagmorgen, gleicher Ort, besserer Start!

Diesmal nach Norden, Richtung Limone mit der nördlichen Wendemarke vor Corno di Reamol. Und im Gegensatz zu den Vorhersagen ist der Pelèr so stark wie eh und je, vielleicht sogar ein bisschen stärker. Das ist ein echter Test für Boot und Crew, denn die kurze Steilwelle und über 20 Knoten Wind bringen das Material an seine Grenzen. Nico Delle Karth steuert „Cold Duck“ beständig mit 13 (!) Knoten Bootsgeschwindigkeit gegen den Wind.

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Jetzt müssten wir eigentlich Fock und Großsegel reffen, um schneller (und sicherer) zu unterwegs zu sein. Das Reffen ist jedoch zeitaufwändig und mit vielen Unsicherheiten verbunden, so dass wir beschließen, die Starkwindzonen bis zur nördlichen Wendemarke zu umfahren. Das bedeutet jedoch mehr Wenden, öfter Aushaken aus dem Trapez und fast 6 Meter über die Trampoline auf die andere Seite des Bootes hasten (gelegentlich kriechen), Schoten ziehen, vermeiden, auf Schoten zu treten und auch einfach vermeiden, mit anderen Besatzungsmitgliedern zusammenzustoßen, und am Ende wieder sicher ins Trapez einzuhaken...

Zu unserer Freude können wir mit Monofoil Gonet (etwas vor uns) und dem Quant QFX (direkt hinter uns) mithalten und bei Reamol, an zweiter Stelle liegend, wieder nach Süden zurückkehren.

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Als schwierigstes Manöver empfinden die meisten Skiff-Segler das Abfallen nach dem Runden der Luvmarke bei starkem Wind. So auch wir, denn dort erreichen wir vermutlich unsere Höchstgeschwindigkeit in diesem Rennen: 23,4 Knoten. Und da gehen wir auch in Führung. Eric Monnin hat Probleme, sein Boot auf den Foils zu halten, wir hingegen können den Abstand zu ihm schnell vergrößern.

Aber nun werden auch mit einem bisher unbekannten Problem von „Cold Duck“ konfrontiert: die Gehäuse unserer DSS-Foils sind offensichtlich mit rund 200 Litern Wasser geflutet. Damit liegt ein hohes Gewicht auf dem Vorschiff, das den Bug in die Wellen drückt. Mehrmals kommt das Boot bei einer Geschwindigkeit von 20 Knoten fast zum Stillstand, die Besatzung fliegt umher oder sieht sich vor einem über sie rollenden Wasserberg. Plötzliches Sinken ist eine denkbare Option. Also suchen wir erneut nach weniger rauen Bedingungen und beschließen, die Isola dei Trimelone innen zu passieren, bevor wir die letzte Bahnmarke bei Brenzone erreichen.

Und wir sind immer noch in Führung!

Der Monofoil ist immer noch in Sicht, aber er reduziert sein Tempo, um einen Zusammenstoß mit Kite-Foilern zu vermeiden und sicher nach Hause zu kommen. Der Quant QFX liegt etwas weiter dahinter.

Mit Kurs auf die Ziellinie lässt der Wind wie erwartet nach und auf den letzten Metern müssen wir erneut auf die südliche Ora warten.

Auf die nicht segelnden Zuschauer am Ufer muss das Segeln wie ein unglaublich langweiliger Sport wirken, wenn sie sehen, wie das erste Boot eines Rennens langsam über die Ziellinie kriecht, während der Rest der Flotte noch völlig außer Sichtweite ist, und sie nichts von den dramatischen Situationen ahnen, die die Segler durchlebt haben. Aber für uns war es wieder ein überwältigendes Erlebnis, dieses Mal mit einem guten Ende für uns!

Haben wir uns also einen lang gehegten Traum erfüllt und die Centomiglia gewonnen?

Nein, das haben wir nicht, denn die Centomiglia Trophy ist ausgeschrieben für das schnellste Boot „monohull UND multihull“ nach gesegelter Zeit. Wir sind demnach das dritte Boot im Ziel. Aber wir sind das erste Einrumpfboot, und nach den Maßstäben der früheren Jahre: Gewinner der Centomiglia. Dieses Wissen macht uns immer noch glücklich und zufrieden.

Nun aber machen wir uns auf den Weg zu einem One-Design-Rennen in Mahón/Menorca mit der Clubswan 50. Wir freuen uns 

Quelle Facebook

Übersetzung Google Translator und Richard Brandl